Darf ich in meinem Garten einen Brunnen bohren?
Wasser ist ein kostbares Gut. Und gerade im Sommer wird das kühle Nass mancherorts sogar knapp! Da fragt sich doch nicht nur so mancher Landwirt, ob er nicht einfach auf seinem Grundstück einen Brunnen bohren und damit das Grundwasser nutzen kann. Auch viele Gartenbesitzer hätten gerne eine scheinbar unversiegbare Quelle, mit deren Hilfe sie die Beete und den Rasen bewässern und vielleicht sogar den Gartenpool füllen können. Aber darf man eigentlich einfach so auf dem eigenen Grundstück einen Brunnen bohren?
Sie möchten einen Brunnen bohren? Dann sollten Sie zunächst einen Blick in das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) werfen. Darin ist nachzulesen, dass grundsätzlich jeder nach Grundwasser bohren darf. Dieses kann dann zur Brauch- und Trinkwassergewinnung oder eben auch zur Gartenbewässerung genutzt werden.
Auskunft darüber gibt der § 46 WHG in Absatz 1:
Keiner Erlaubnis oder Bewilligung bedarf das Entnehmen, Zutagefördern, Zutageleiten oder Ableiten von Grundwasser
- für den Haushalt, für den landwirtschaftlichen Hofbetrieb, für das Tränken von Vieh außerhalb des Hofbetriebs oder in geringen Mengen zu einem vorübergehenden Zweck,
- für Zwecke der gewöhnlichen Bodenentwässerung landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzter Grundstücke,
soweit keine signifikanten nachteiligen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt zu besorgen sind.
Soweit, so klar, könnte man nun denken. Lesen Sie aber auch den Absatz 3 des Gesetzes. Denn darin heißt es:
Durch Landesrecht kann bestimmt werden, dass weitere Fälle von der Erlaubnis- oder Bewilligungspflicht ausgenommen sind oder eine Erlaubnis oder eine Bewilligung in den Fällen der Absätze 1 und 2 erforderlich ist.
Im Klartext heißt das, dass unter Umständen das eine oder andere Landeswassergesetz (LWG) dagegen sprechen kann, Grundwasser zu entnehmen. Sie dürfen dann logischerweise auch keinen Brunnen bohren.
Vor dem Brunnenbau lieber mal nachfragen
Die Städte und Kommunen haben zum Teil recht unterschiedliche Bestimmungen, was die Nutzung des Grundwassers betrifft. Sie sollten auf alle Fälle bei der örtlichen Wasserbehörde nachfragen, wie in Ihrem Fall die Rechtslage ist, bevor Sie sich an den Gartenbrunnenbau begeben. Häufig wird der Brunnenbau beispielsweise untersagt, wenn sich das Grundstück im Bereich einer Wasserschutzzone befindet.
Sie müssen eine Brunnenbohrung nicht selten auch anmelden und genehmigen lassen. Das gilt vor allem dann, wenn Ihr Hausbrunnen der Trinkwasserversorgung dient. Dann muss die Grundwasserentnahme auch dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden. Das Brunnenwasser muss regelmäßig auf Verunreinigungen und Belastungen untersucht werden.
Kann man auch selbst einen Brunnen bohren?
Wie hoch sind beim Brunnen Bohren Kosten und Aufwand? Kann ich das selbst erledigen oder muss ich eine Spezialfirma damit beauftragen?
Auf diese Fragen kann man eigentlich nur antworten: Kommt darauf an …
Und zwar unter anderem darauf, wie tief der Brunnen gebohrt werden muss, um ans Grundwasser zu gelangen. Aber auch, welcher Untergrund vorliegt, welches Material zur Verfügung steht und welche Art von Brunnen es sein soll. Und letztendlich auch, wie viel handwerkliches Geschick Sie als „Brunnenbohrer“ mitbringen.
Als Richtwert kommen beim Brunnen Bohren Kosten von etwa 140 Euro pro Meter auf den Sie zu. (Wenn Sie eine Firma mit der Erschließung eines tiefen Bohrbrunnens beauftragen) Hinzu kommen dann etwa 200-400 Euro für eine entsprechende Tiefbrunnenpumpe.
Zu unterscheiden sind zudem die unterschiedlichen Brunnentypen:
- Einen Rammbrunnen oder Schlagbrunnen kann man mit dem entsprechenden Equipment bohren. Dazu gehören etwa eine elektrische Ramme, ein langes Metallrohr und eine Handpumpe/Schwengelpumpe. Der Grundwasserspiegel sollte bei dieser Brunnenart aber nicht tiefer als sieben Meter liegen. Eine normale Handpumpe scheitert sonst am langen Pumpweg.
- Schachtbrunnen bestehen im Grund aus einem breiten, bis zum Grundwasser reichenden Schacht. Die Wände der Schachtbrunnen sind meist gemauert. Der Boden ist mit einer Schicht Kies bedeckt.
- Am schwierigsten und teuersten wird das Brunnen Bohren bei einem Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe oder mit einem Hauswasserwerk. Diese Art der Grundwassergewinnung sollte unbedingt von einer Fachfirma erledigt werden. Der Aufwand kann doch erheblich sein.
Brunnen bohren: Schritt für Schritt ans kostbare Nass
Haben Sie entschieden, doch lieber selbst Ihren Brunnen zu bohren, gehen Sie am besten mit Plan vor. Und mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Graben Sie zunächst ein Loch, in dem der Brunnenbohrer angesetzt werden kann.
- Es gibt sowohl hand- als auch motorbetriebene Brunnenbohrgeräte. Beide müssen sich langsam im Uhrzeigersinn in die Tiefe drehen.
- Haben Sie eine gewisse Tiefe erreicht, muss der Brunnenbohrer gegebenenfalls mit einem zusätzlichen Gestänge verlängert werden. Dann gelangt er ans Grundwasser.
- Sobald der Grundwasserspiegel erreicht ist, wird das Bohrloch mit weiteren Rohren „verrohrt“. Dadurch sackt das untere Erdreich nicht wieder in sich zusammen.
- Nun führen Sie ein KG-Rohr (Kanalgrundrohr) ins Loch ein und plunschen. Das Rohr wird dabei auf den Grund fallengelassen, wodurch es sich mit Sand füllt. Dann wird es ruckartig nach oben gezogen. Dadurch verschließt ein Klappdeckel den Boden, sodass der Sand nach oben befördert und entsorgt werden kann.
- Sobald das Bohrloch mit zwei bis drei Metern Wasser gefüllt ist, sollten Sie es noch von losem Sand befreien. Dann kann der Brunnen beispielsweise mit einer Schmutzwasserpumpe allmählich freigepumpt werden.
- Als letztes schließen Sie eine Gartenpumpe an – fertig ist Ihr neuer Gartenbrunnen!
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